DAS NEST

Architektur ist die Behausung des Menschen und als solche in ihrer Ausdehnung von den Proportionen des menschlichen Körpers abhängig. Entscheidend für die Proportionierung von Räumen ist also die Kenntnis der räumlichen Ausdehnung des Menschen während unterschiedlicher Tätigkeiten, Zustände und Gemeinschaftlichkeiten. Voraussetzung dafür ist wiederum die Kenntnis des menschlichen Körpers, seiner Proportionen und der Zusammenhänge der einzelnen Körperglieder zum Gesamtkörper.

„Proportion ist die Zusammenstimmung der entsprechenden Gliederteile im gesamten Werke und des Ganzen, woraus das Gesetz der Symmetrie hervorgeht. Denn es kann kein Tempel ohne Symmetrie und Proportion in seiner Anlage gerechtfertigt werden, wenn er nicht einem wohlgebildeten Menschen ähnlich, ein genau durchgeführtes Gliederungsgesetz in sich trägt.“

— Vitruvius Pollio, genannt Vitruv, de architectura libri decem”, 25 – 23 v. Chr., Buch lll, Thema: der menschliche Körper als Vorbild für Maß, Zahl und Symmetrie

FachEntwerfen 1. Semester
ProfessorCarola Wiese
OrtÜberflutungskeller TH Köln
ThemaMensch und Maß
ZeitraumDezember 2018
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Ziel des Entwurfs ist es, auschließlich mit Pappe und ohne weitere Hilfsmittel (Klebstoff) eine begehbare Installation zu bauen welche besonderen Bezug auf die menschlichen Proportionen im Stehen, Liegen und im Sitzen nimmt. Nach meinem ersten Vorschlag, ein Origami-Faltwerk wurde meine zweite Idee schließlich an unserer Hochschule als temporärer Pavillon in Gruppenarbeit realisiert.

Der zweite Entwurfsgedanke ist inspiriert von einem Vogelnest. Es wurde bewusst eine chaotische aber vor allem intuitive Flechtung verwendet, welche keinem Muster folgt. Bei Beginn des Modells war die Form und das Ziel noch unbekannt. Mit der weiteren Verflechtung entstand eine organische und einmalige Form, ähnlich einem echtem Vogelnest aus der Natur. Noch offen im Modell sind die Räume für das Stehen, Liegen und Sitzen.

 

Die Idee fand trotz Bedenken der Tragfähigkeit im 1:1 Anklang in der Gruppe und so wurde sofort begonnen Pappe zu sammeln. Die Pappe wurde entlang der Wellen geschnitten um die Steifigkeit zu bewahren. Die 10 cm breiten Streifen können sich jedoch leicht längst einbiegen und lassen so die außergewöhnliche Form des „Nests“ zu. Die Streifen wurden in Längen zwischen 30 cm und 200 cm geschnitten, die Breite wurde jedoch wie im Modell gleich gehalten. Über Steckverbindungen und eine ringförmige Bodenkonstruktion soll ein Grundgerüst gebaut werden. In der Vorbereitungsphase wurden verschiedene Varianten 1:1 entworfen und teilweise im Endmodell umgesetzt. Insgesamt rechnet die Gruppe mit über 100 Streifen die benötigt werden. Zusätzlich werden Skizzen erstellt, welche mit verschiedenen Formen experimentieren. Die Höhe der Decke soll maßgeblich entscheiden wo die Person sitzen, stehen oder liegen kann. Der Raum soll jedoch von Innen trotzdem offen und nicht beklemmend wirken.

Bei der Konstruktion von weiteren Modellen wurde offensichtlich, dass der Körper automatisch immer zu einer möglichst kugelrunden Form strebt. Um diese zu manipulieren und um eine der obigen Formen zu erreichen wäre ein konstruiertes Gerüst notwendig, welches jedoch nicht dem Grundprinzip der intuitiven Bauweise und der natürlichen Form entspräche. Die Gruppe einigte sich deswegen auf ein Form, ähnlich der Form rechts oben als Grundlage. Die finale Form des Modells sollte sich jedoch aus der Arbeit vor Ort ergeben und Resultat der zehn Hände sein, welche den Raum formen und wachsen lassen.

Nach der erfolgreichen Besetzung einer ausreichenden Fläche begann die Gruppe mit einer groben Säuberung des Untergrundes. Darauf wurden die gefalteten und gesteckten „Fundamente“ gestellt. Insgesamt 12 dieser Fundamente werden im Kreis aufgestellt und die ersten Streifen seitlich eingeschoben. Die Streifen werden miteinander verbunden und so entsteht nach und nach ein Skelett, welches nach oben noch immer offen ist. Dieses Gerüst wird mit dutzenden Streifen immer weiter verstärkt bis es die gewünschte Form und Steifigkeit erreicht hat.

Die Arbeit verlief reibungslos und so konnte das Modell lange vor der eingeplanten Zeit fertiggestellt werden. Im Innenraum wurde aus der Wand heraus eine Sitz- und Liegefläche geformt. An einer Stelle steigt die Deckenhöhe stark an und ermöglicht dort eine stehende Position. So sind allen drei Ruhepositionen festgelegte Bereiche und Punkte zugeteilt.

 

Teammitglieder

Saijun Xie
Todor Bogdanovic
Tomas Thornton
Arthus Stier
Tizian Rein